Alles hat eine Mitte, kein Grund sich weiter darum zu kümmern, wenn man nicht gerade zur Spezies Mensch gehört: wir verlieren sie ziemlich leicht. Doch genau genommen wird es dann gerade erst interessant: dieses Wechseln von Stand- auf Spielbein, das Gewicht Verlagern mit ausgestreckten Armen, die Komik der Balance unter der Schwerkraft.
Das lernte man im Studium beim Aktzeichnen nicht, da gab es nur statisch stabile Positionen und diese Kenntnisse sind für die Darstellung unserer Spezies ziemlich unbrauchbar. Mitte korrespondiert mit der Symmetrie und nach Ernst Jünger haben wir es beim Menschen mit einem bilateralen Wesen von einer gewissen Asymmetrie zu tun. Klar, Gefühl und Verstand auf einen Kurs zu bringen, da fällt meistens etwas zum Opfer.
Charly Chaplin hat es eilig, er ist beim Kofferpacken. Sein Blick geht immer wieder auf die Wanduhr, aber wie er den Koffer auch schließt, ein Hosenbein, ein Schlips, immer hängt etwas heraus. Also öffnen, neu ordnen, Koffer schließen, jetzt sind es die Frackschöße und die Zeiger wandern. Filmschnitt, die Lokomotive rollt in den Bahnhof und Chaplin greift zur Schere und schneidet das Heraushängende ab und rennt los.
Mitte ist Schitte, das bekommen meine Malschüler bei ihren Bemühungen um eine Komposition ihres Bildes recht häufig zu hören, denn die einzigen, konsequent aus der Mitte heraus komponierten Gemälde kennen wir von Jasper Jones: er malte Zielscheiben.